20.10.2011

Montag Morgen

Von Godi Huber
Sein Name, Boss. Udo Boss. Er arbeitet schnell, hart und – konsequent. Letzteres ist besonders wichtig. Denn Boss saniert Firmen. Jeden Monat eine neue. Derzeit steht die Kundschaft Schlange.
   Die brutale Talfahrt der Aktien, der harte Franken und die gnadenlose Konkurrenz aus Fernost. Wir kennen das aus der Zeitung. Die Wunderwaffe von Sanierer Boss ist eine Formel. Natürlich streng geheim. Doch so viel ist bekannt: Der Umsatz und die Zahl der Mitarbeitenden werden ausdividiert. Am Schluss spukt der Computer eine Zahl aus. Sie bedeutet die Anzahl zu entlassende Mitarbeitende, die den Turnaround, die Rückkehr in die Gewinnzone verheisst. Und weil die Patrons oft Mühe damit haben, besorgt Boss auch die Drecksarbeit. Die Entlassungen. Auge in Auge. Schnell, hart, und – konsequent. 
   In der Regel passiert es an einem Montag Morgen. Die Belegschaft wird in die Kantine gerufen. Boss berichtet von schwierigen Zeiten. Dass es Opfer brauche, damit die Firma überleben und ein Teil der Belegschaft weiter arbeiten darf. 
   Heute ist so ein Montag Morgen. Der Firma geht es besonders schlecht. 25, hat der Computer errechnet. Von 50. Emotionale Momente in der Kantine. Dann bittet Boss ins Chefbüro. 24 sind schon durch. Mitarbeiterin 25 kommt zur Tür herein. Sie heisse Boss, sagt sie. Hilda Boss. Die Mutter von Udo Boss. Dieser arbeitet auch bei Nummer 25 schnell, hart und – konsequent.

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