23.03.2012

Herr K

Von Barbara Bühler

Er klopfte jeden Morgen um exakt 06.30 Uhr seinen Rasierer am Lavaborand aus (tak tak tak – tak tak tak). 
  Nach diesem Geräusch konnte man die Uhr stellen. Am Abend hörte er stundenlang Symphonien. Zweimal pro Woche ging er allein ins Kino. Am Samstagvormittag trug er eine volle Tasche Einkäufe nach Hause. Am Sonntagnachmittag machte er allein einen Spaziergang. Sehr selten traf man ihn im Treppenhaus, dann grüsste er leise und mit zu hoher Stimme. Nie hatte er Besuch. Zu Weihnachten schenkte er sich einen neuen Laptop. Zwei Tage später trank er im Keller eine ganze Flasche Petrol leer. Vier Tage später starb er im Spital. 
  Ich warte bis heute jeden Morgen um 06.30 Uhr auf das Klopfen des Rasierers am Lavaborand, aber da ist nur noch Stille ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen