24.09.2011

Donnerstag Abend

Von Godi Huber
"Jeder Dritte hat Kopfschmerzen", wirbt das Plakat im Bus nach Bern für Kopfwehtabletten, wobei die Texter dieser Botschaft für einmal etwas untertrieben haben, denn alle Fahrgäste schauen an diesem Donnerstag Abend in die Welt hinaus, als ob sie von Migräne befallen worden sind, was eigentlich erstaunlich ist.


   Denn die meisten haben sich die Stöpsel ihres neuen Smartphone Generation 5 in die Ohren gesteckt um ihrer Lieblingsmusik zu lauschen oder sie laden sich gerade die Nachrichten aus der privaten Mailbox herunter und da scheint drin zu stehen, dass die Grossmutter gestorben ist und die Beerdigung am Dienstag im Stadtfriedhof stattfinden wird; ausgerechnet an dem Dienstag, an dem der Abflug zu den Tauchferien auf den Malediven angesagt ist, was nun leider ins Wasser fallen muss; aber eigentlich wird das in ein paar Sekunden auch niemanden in diesem Bus mehr interessieren, weil das überladene Fahrzeug kurz vor Bern wegen einer Katze ins Schleudern gerät, über einen Abhang hinunterstürzt, sich mehrere Male überschlägt, in einem Wäldchen liegen bleibt; danach herrscht gespenstische Stille über der Unfallstelle, einzig das Quietschen der sich drehenden Vorderräder ist zu hören und über dem roten Bus flattern schwarze Vögel, aufgescheucht vom lauten Knall, den die letzte Fahrt des Linienbusses begleitet hatte.

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